"Maria, jetzt mal unter uns: Welches ist denn nun die perfekte Babytrage?" Eine Frage, die ich tatsächlich ziemlich oft gestellt bekomme, vor allem in Workshops, in denen es um grundlegende Dinge zum Tragen geht. Und wenn du schon in meinen anderen Beiträge gelesen hast, dann ahnst du jetzt wahrscheinlich, was kommt:
DAS kann ich pauschal so nicht beantworten.
Obwohl, so ganz stimmt das nicht. Es gibt natürlich eine einfache Antwort auf diese Frage. Sie wird dich vermutlich nur nicht befriedigen:
Ja, es gibt sie, die perfekte Trage. Es ist genau die, die am besten zu dir, deinem Baby und deinen Bedürfnissen passt.
Und? Hab ich zu viel versprochen? Im Grunde steckt genau das dahinter: Es gibt auf diese Frage keine einfache Antwort. Tragen ist super persönlich, super individuell. Wir haben alle ganz unterschiedliche Körper, damit fängt es an. Und wir haben auch ganz unterschiedliche Vorlieben, wie sich etwas anfühlen sollte, damit wir uns wohlfühlen.
Über Köper und Individuen
Es ist ein bisschen so, wie ein Unisize Kleidungsstück. Der einen Person passt es perfekt. Das ist oft das Modell, was fotografiert oder gefilmt wird, um dir das Kleidungsstück zu präsentieren. Dann wird es die Person geben, der das Kleidungsstück viel zu groß ist. Es sieht dann gar nicht aus, wie auf dem Foto, sondern eher wie ein Clown in zu großen Kleidern. Die Person wird sich vermutlich nicht so wohl in diesem Kleidungsstück fühlen, weil sie ja eine ganz andere Vorstellung von der Optik hatte. Und dann wird es die Person geben, der das Kleidungsstück viel zu klein ist. Es sitzt viel zu eng. Die Person kann sich nicht richtig bewegen, weil sie ständig das Gefühl hat, dass das Kleidungsstück zerreißt.
So ist es auch bei der Auswahl der Tragehilfe. Die Person, die die Trage entwickelt hat, passt die Trage vermutlich richtig gut. Am Ende entstehen Produkte ja auch oft aus einem Mangel heraus. Im Fall der Babytragen ist es oft ein Elternteil, was sein Baby tragen möchte und festgestellt hat, dass er oder sie mit allen Tragen nicht so richtig gut zurechtkommt oder sie unbequem findet. Er oder sie wird also eine Trage entwickeln die ihr oder ihm wirklich gut passt. Es lohnt sich also auch immer ein bisschen mal hinter die Kulissen zu schauen:
Welche Statur hatte denn der Entwickler/die Entwicklerin der Babytrage?
Das soweit zum Körperbau. Also nicht jede Trage funktioniert für jeden Körpertyp gleichermaßen. Es gibt Tragen für schmale zierliche Personen, für lange oder auch für kräftige Personen. Klingt doch erstmal logisch, oder?
Als zweiten Punkt habe ich ja schon die persönlichen Vorlieben angesprochen. Wie muss die Trage sitzen, damit ich mich wohlfühle?
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Ein kleines Beispiel: Die zwei Mamas Tina und Jenny haben in etwa die gleiche Statur und sind dazu auch noch ungefähr gleich groß. Während sich Tina für eine Fullbuckle-Trage entscheidet, weil sie das Anlegen sehr einfach findet und auch mit den H-Trägern gut zurecht kommt, findet Jenny diese Art von Trage einfach nur unbequem. Sie ist außerdem nicht ganz so gelenkig wie Tina und entweder sitzt die Nackenschnalle zu hoch und drückt, oder aber sie kommt nicht mehr an die Gurtversteller, um die Träger zu lockern. Ihr Körper ist für diese Art Bewegung offensichtlich nicht gemacht. Sie entscheidet sich lieber für eine Wrapconversion. Hier kann sie die Träger breit über dem Rücken und den Schultern auffächern. Auch das Anlegen der Trage klappt viel besser, denn das Binden geht ihr leicher von der Hand. Tina hingegen kommt mit den langen Bindeträgern überhaupt nicht zurecht. Ständig verheddert sie sich.
Du merkst also: Obwohl Tina und Jenny ähnliche Körper haben (Statur und Größe), sind sie doch verschieden. Tina ist etwas gelenkiger, sie kann problemlos alle Schnallen ihrer Fullbuckle schließen. Jenny hingegen ist Meister im Binden und liebt die gleichmäßig Gewichtsverteilung breit aufgefächerter Träger.
Und weißt du was? Keine von beiden Tragen ist jetzt besser oder schlechter. Allein die tragende Person macht den Unterschied. Für Jenny wäre die Fullbuckle-Trage richtig unbequem. Wenn du sie fragst, ob sie mit ihrer Trage zufrieden ist und ob sie dir die Trage empfehlen kann, wird sie wahrscheinlich mit „Nein“ antworten. Stellst du die gleichen Fragen hingegen Tina, wirst du vermutliche eine ganz klare Kaufempfehlung für diese Trage bekommen.
Was kannst du dir aus dieser kleinen Geschichte mitnehmen?
Es gibt viele schöne und auch gute Tragen, die sämtliche Standards für ergonomisches Babytragen erfüllen. Ich als Trageberaterin, kann dir richtig viele tolle Tragen empfehlen. Oder auch Tragetücher. 😉 Doch zu einer richtig guten und superduper tollen Trage wird sie erst durch dich. Durch deinen Körper, durch deine Vorlieben. Bevor du dir also eine Trage kaufst: Teste sie.
Wenn es eine Empehlung deiner Freundin/Bekannten oder Schwester ist, dann bitte sie doch einfach dir die Trage mal auszuleihen. Und fälle dann die Entscheidung, ob sie zur dir passt und ob diese Trage es wert ist, von dir gekauft zu werden.
Alle Tragehersteller haben genau eins im Sinn: Sie möchten dir gerne ihre Trage verkaufen. Und am Ende damit einen Gewinn erzielen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Dabei sind die Tragehersteller genauso individuell, wie wir alle. Es gibt die, die sehr transparent sind und dir auch erzählen, dass du eine Trage vorher testen solltest, bevor du dich für ein Modell entscheidest. Und dann gibt es auch die, die dir marktschreierisch erzählen, dass ihre Trage die allerbeste ist. Die auch sehr viel Geld in Marketing investieren und es am Ende schaffen eine gehypten Marke zu werden. Unter dem Motto: Wenn du diese Trage hast, bist du cool, verkörperst einen bestimmten Lifestyle, kannst du es dir leisten. Gerade in den Sozialen Medien ist die Gefahr sehr groß einem Markenhype aufzusitzen. Ist die Trage am Ende für dich wirklich bequem? Diese Frage kannst du nur selbst beantworten.
Eine ganz einfache Methode die perfekte Trage zu finden, ist eine Trageberatung. Deine Trageberater*in hat viele ergonomische Tragen im Sortiment. Du findest ganz schnell heraus, welches Tragesystem und am Ende welche Trage zur dir passt.
Einen kurzen Denkanstoß möchte ich dir noch mitgeben:
Die Tragezeit ist zwar kurz, auf ein Menschenleben gerechnet, aber dann doch zu lang, um unbequem zu tragen.
Natürlich gibt es ein paar Kriterien, auf die du beim Tragenkauf auchten solltest, aber dazu mehr im nächsten Blogbeitrag.
Ich hoffe, ich konnte dir etwas näher bringen, warum es die perfekte Trage so nicht gibt. Und dass eine Trageberatung dir diese Frage möglicherweise beantworten kann.
Ich wünsche dir auf jeden Fall sehr viel Freude beim Tragen mit DEINER perfekten Trage.
Maria ❤️
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